Die Teamklausur hat vor einer Stunde gestartet und die Teammitglieder sitzen paarweise verteilt über den großen Seminarraum. Sie sind in Gespräche vertieft. Einer der beiden zieht eine Karte aus einem Stapel und liest der Kollegin, die ihm gegenübersitzt, die Frage vor. Sie denkt ein wenig nach, gibt sich einen Ruck und antwortet. Der Austausch hat offensichtlich eine hohe Intensität und die beiden wirken so, als würden sie außer einander nicht viel rund um sich wahrnehmen.
Die Gruppe spielt unser Kartenspiel „Wir zwei und alles andere“. Den Kaffee danach nehmen wir im Garten des Seminarhotels ein. Die Stimmung ist gelöst, die Leute unterhalten sich locker und lachen, manche stehen noch zusammen und schließen an ein Thema aus dem Spiel an. Die angespannte Atmosphäre vom Start der Klausur ist einem neuen Gefühl der Verbundenheit gewichen. Eine gute Ausgangsbasis für das Programm der Klausur, die nicht einfach werden wird. Es gilt, einige schwierige Herausforderungen zu lösen und nicht immer wird dabei Einigkeit herrschen.
Nicht Vertrauen sondern Ehrlichkeit
Vertrauen ist die Basis für gute Teamarbeit. Diesen Satz hört man sehr häufig. Doch damit gibt es ein kleines Problem: Vertrauen lässt sich nicht einfach so herstellen. Du kannst dich nicht mal selbst dazu zwingen, jemandem zu vertrauen. Vertrauen entsteht von selbst und nicht durch Willensanstrengung.
Darum zielst du besser nicht auf Vertrauen ab, sondern auf Ehrlichkeit, Offenheit, auf Transparenz. Denn ob du dich jemandem öffnest oder nicht, das kannst du entscheiden. Bei Themen, die dir nahegehen, ist das Risiko ehrlich zu sein größer. Wirst du Gehör finden beim anderen? Wirst du ernst genommen oder wird dann hintennach über dich getuschelt? Da brauchst du schon etwas Mut, um dich anderen offen mitzuteilen.
Unser Spiel: Wir zwei und alles andere
Damit es dir und anderen in deinem Team leichter fällt, mit Offenheit und Ehrlichkeit zu experimentieren, haben wir dieses Kartenspiel kreiert:
„Wir zwei und alles andere“ besteht aus einem Set an 200 Karten, von denen jede eine Frage enthält. Wonach wird da gefragt?
- Nach persönlichen Erfahrungen und Fähigkeiten
- Nach Wünschen, Träumen und Zielen
- Nach der Einschätzung der Situation im Team oder in der Organisation
- Und nach vielem mehr
So können diese Fragen klingen:
- Was ist die größte ungenützte Chance unserer Organisation?
- Welchen Fehler wiederhole ich immer wieder und was glaubst du, warum?
- Nenne mir eine Sache, die du von mir gelernt hast.
- Welches Buch würdest du unserem Team empfehlen? Wieso?
Die Regeln des Spiels sind in der Basisform sehr einfach
Du nimmst gegenüber deiner Gesprächspartnerin Platz. Achtet darauf außer Hörweite von anderen, damit ihr eine vertraute Atmosphäre habt. Der Kartenstapel liegt zwischen euch. Blickt euch tief in die Augen und einer zieht die erste Karte und stellt die Frage auf der Karte. Sein Gegenüber antwortet oder passt. Dann geht es abwechselnd weiter.
Diese Regeln adaptieren wir für unterschiedliche Anlässe (Großgruppenkonferenzen, Teamworkshops, Coaching). Die Flexibilität ist eine der großen Stärken des Spiels.
Wann wird das Spiel eingesetzt?
- Zum sozialen Aufwärmen für anspruchsvolle Meetings
- Um Reflexion zu üben und die Qualität im Dialog zu erforschen
- Um die persönliche Ebene in räumlich getrennten virtuellen Teams aufzubauen
- Als Teil von Teamentwicklungsprozessen
- In Workshops oder Großgruppenkonferenzen für einen energievollen Start oder einen verbindenden Abschluss
- Einfach zum Spaß mit Kolleginnen und Kollegen deiner Wahl, denn es ist eine wunderbare Erfahrung!
Die Wirkung
Das Spiel bringt Menschen einander näher. Die Fragen ermutigen dazu, persönliche Dinge zu erzählen und das spezielle Setting zu zweit schafft die geschützte Atmosphäre dafür. Du lernst eine Menge über die andere Person – und über dich selbst. Denn über einige der Fragen denkst du bestimmt nicht oft so gründlich nach.
Im Wechsel von Fragen und Antworten lernt man einander besser kennen und verstehen. Das erleichtert es in schwierigen Diskussionen, den Menschen zu sehen und nicht einen Gegner im Streit. Ihr könnt dann in hitzigen Diskussionen die persönlichen von den sachlichen Konfliktthemen besser trennen. So werden Meinungsverschiedenheiten über komplexe und widersprüchliche Themen eher zu konstruktiven Konflikten.
Außerdem bietet das Spiel ist eine wunderbare Möglichkeit zu erforschen, wie sehr sich die Gesprächspartner einander öffnen können. Wie ehrlich sind die Antworten? Wie offen und wertfrei wird zugehört? Das Spiel wird damit zu einem guten Gradmesser über die Qualität der Beziehungen in eurem Team und zu einem guten Ausgangspunkt für tiefergehende Weiterentwicklung des Teams.
Willst du mehr über die Einsatzmöglichkeiten des Spiels erfahren oder es in deiner Organisation ausprobieren, schreib uns ein paar Zeilen.